BEATMUNGSSTATION WEANING
Heimbeatmung

In der Klinik Donaustauf wurde in den vergangenen 10 Jahren ein Zentrum für Heimbeatmung aufgebaut. Heimbeatmung wird auch als häusliche Beatmung oder intermittierende Selbstbeatmung bezeichnet; sie wurde in Donaustauf inzwischen bei über tausend Patienten erfolgreich eingeleitet.

Dies ist eine Form der künstlichen Beatmung, die nach eingehender Schulung auf der spezialisierten Beatmungsstation, zu Hause von dem Patient selbständig bzw. mit Unterstützung durch Angehörige oder geschulten Pflegedienst, ohne ärztliche Hilfe durchgeführt wird (Selbstbeatmung). Sie erfolgt meist über Nasenmasken oder Nasen-Mund-Masken, die die Patienten je nach Bedarf selbst auf – und absetzen können (nichtinvasive Beatmung).

Auch nach Anlage eines Luftröhrenschnittes (Tracheostomie) ist eine Heimbeatmung über die eingeführte Kanüle möglich (invasive Beatmung). Dies erfordert eine gründliche Schulung des Patienten, seiner Angehörigen sowie des Pflegedienstes. Die Schulung erstreckt sich auf den Umgang mit Trachealkanüle, Beatmungsgerät, Schlauchsystem, Absauggerät, Beatmungsbeutel, Sekretmanagement etc.

Die elektive Einleitung einer Heimbeatmung bei Erschöpfung der Atempumpe erfolgt überwiegend im Normalstationsbereich unserer Beatmungsstation. Maskenanpassung, Geräteeinstellung, Patientenschulung und Begleitung während der Einleitungsphase werden vom spezialisierten Heimbeatmungs-Team durchgeführt. 
Die Heimbeatmungsassistenten sind examinierte und in Heimbeatmung geschulte Pflegekräfte. Sie schulen und weisen die Patienten und Angehörigen in die Geräte ein, geben Hilfestellung und begleiten Patienten bei schwieriger Maskeneinleitung. 
Später sind nur noch kurze stationäre Kontrolluntersuchungen zur Überprüfung einer optimalen Geräteeinstellung erforderlich (zunächst nach drei Monaten, dann halbjährlich oder jährlich).

Die Beatmungsdauer ist abhängig von der Schwere der Grunderkrankung und liegt meist zwischen etwa 8 und 10 Stunden täglich, vorwiegend während des Schlafs; sie kann bei zunehmender Schwäche der Atempumpe bis zu 24 Std. täglich, d.h. kontinuierlich erforderlich sein. Bei der Beatmung erholt sich die überlastete Atemmuskulatur. Auf diese Weise wird die Spontanatmung in der beatmungsfreien Zeit gestärkt, so dass die tägliche Aktivität gesteigert und die Atemnot  vermindert wird. Die Beatmungsgeräte werden zunehmend kleiner und handlicher. Viele Patienten können damit auch Reisen durchführen.
Die Indikation zur Heimbeatmung besteht bei allen Formen des chronischen Atemversagens, die zu einer Erschöpfung der Atemmuskulatur (der so genannten “Atempumpe“) geführt haben. Hierbei kommt es neben dem fortschreitenden Sauerstoffmangel zu einer Anhäufung des in höheren Konzentrationen giftigen Stoffwechsel-Endproduktes Kohlendioxid.

Dies entwickelt sich vor allem bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen (z.B. Muskeldystrophie, amyotrophe Lateralsklerose), mit schweren Verformungen des Brustkorbes (z.B. Kyphoskoliose), mit extremem Übergewicht (Obesitas-Hypoventilation) und Patienten mit schwerer chronischer Bronchitis und Lungenüberblähung (chronisch obstruktive Lungenkrankheit).

Symptome des chronischen Atemversagens sind:

  • Atemnot schon in Ruhe oder bei geringer körperlicher Belastung
  • Schlafstörungen
  • Morgendliche Kopfschmerzen
  • Tagesmüdigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Leistungsstörungen

Im Rahmen der Einleitung einer intermittierenden Selbstbeatmung führen wir ein gezieltesDiagnostikprogramm durch.

Dieses umfasst neben Lungenfunktion mit Blutgasanalyse, Diffusionsmessung und Atemmuskelfunktionsprüfung auch die Untersuchung schlafbezogener Atemstörungen (transcutane CO2-Messung, kardiorespiratorische Polygraphie, ggf. Polysomnographie); hinzu kommen Echocardiographie und Belastungstests (6-Minuten-Gehtest, ggf. Spiroergometrie), Thoraxsonographie und Bronchoskopie.

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Schlaflabor in unserem Haus wird die Differentialdiagnostik z.B. bei Kombination aus obstruktiver Schlafapnoe mit schwerer COPD oder Obesitas-Hypoventilation ermöglicht. Dies erlaubt eine entsprechend differenzierte Therapieeinstellung, z.B. bei der Wahl zwischen einer CPAP- oder einer Bilevel-Therapie im S-Modus oder im ST-Modus.